Wenzel, Deutschlands schlechtester König

In der Stadt Reims wollte König Karl VI. von Frankreich am 24. März 1398 den deutschen König Wenzel empfangen, um über die Beilegung der christlichen Kirchenspaltung zu beraten. Doch dafür war der König viel zu betrunken. Es war nicht die einzige Blamage, welche Wenzel dem Ansehen des deutschen Königtums zufügte.

Schon im Alter von zwei Jahren ließ Wenzels Vater, Kaiser Karl IV., ihn 1363 zum König von Böhmen krönen. Karl war ein kluger und diplomatischer Herrscher, der sich sehr bemühte, das immer stärker divergierende Deutsche Reich zusammenzuhalten. Allerdings begünstigte er sein böhmisches Stammland in auffallender Weise und verlegte die kaiserliche Hauptresidenz nach Prag.

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Wenzel von Böhmen, eine Blamage seiner Zunft

FOTO: A0009_DPAWenzel von Böhmen (r.) mit seinem Vater Karl IV. Zeitgenössische Miniatur.

Nach dem Tod Karl IV. Ende 1378 übernahm der junge Wenzel die Regierung. Er verstand es zunächst geschickt, die rivalisierenden Fürsten, Städtebünde und Ritterbruderschaften zu neutralisieren. Irgendwelche Bestrebungen, die Kaiserkrone zu erlangen, unternahm er nie, was für einen römisch-deutschen König recht ungewöhnlich war und in den vergangenen Jahrhunderten nie vorgekommen war. Lieber ging Wenzel auf die Jagd. Er betrieb dies so leidenschaftlich, dass er Tag und Nacht von einer Meute riesiger Jagdhunde umgeben war.

Am letzten Tag des Jahres 1386 geschah eine persönliche Katastrophe. Einer der Jagdhunde fiel Wenzels Gemahlin Johanna von Bayern an und biss sie zu Tode. Seit diesem Zeitpunkt veränderte sich Wenzels Wesen, er ergab sich hemmungslos dem Alkohol, wurde träge und bösartig. Manchmal bekam er furchtbare Wutanfälle. 1393 zerstritt er sich mit dem Prager Erzbischof, ließ einige seiner Berater verhaften und foltern, wobei er selbst Hand anlegte. Der Generalvikar Johann von Pomuk wurde auf Wenzels Befehl an ein Holzkreuz gebunden und am 20. März 1393 in der Moldau ertränkt. Daraus entstand die Legende vom Heiligen Nepomuk, der sterben mußte, weil er das Beichtgeheimnis der Königin nicht verraten wollte.

Sein ständiger Begleiter war ein Henker

In der Folgezeit benahm Wenzel sich wie ein unzurechnungsfähiger Despot. Seine Begleiter waren jetzt nicht nur die Hunde, sondern auch ein Henker, den er vertraulich „Gevatter“ nannte. Er soll sogar einen Koch, dessen Speise nicht gelungen schien, zur Strafe auf den Bratspieß gesteckt haben. Wahrscheinlich ist das nur ein Gerücht, es zeigt aber, dass man dem König solche Untaten durchaus zutraute.

Das Deutsche Reich versank derweil in Anarchie. Mehrere Kurfürsten taten sich deshalb zusammen und am 20. August 1400 wurde Wenzel von Böhmen als „unnützer, träger, unachtsamer Entgliederer und unwürdiger Inhaber des Reiches“ für abgesetzt erklärt und statt dessen der Pfalzgraf Ruprecht zum König gewählt.

Wenzel bekam daraufhin wieder einen Wutanfall und ließ große Töne hören: „Ich will das rächen oder darum tot sein. Ruprecht soll so tief hinab, als er hoch auf den Stuhl gesetzt worden ist. Ich will ihn tot stechen oder er muß mich tot stechen!“ Natürlich geschah nichts dergleichen. Vielmehr wurde Wenzel 1402 von seinem eigenen Halbbruder Sigmund, dem späteren Kaiser, gefangen genommen und 19 Monate zu Wien inhaftiert. 1403 bestätigte der Papst seine Absetzung als deutscher König.

Wenzel brachte den Lehrbetrieb an der Prager Universität zum Erliegen

Nach seiner Entlassung regierte Wenzel noch 16 Jahre in Böhmen – eigensinnig und despotisch, wie es seine Art war. 1409 beschnitt er die Freiheiten der Prager Universität. Daraufhin verließen sämtliche deutschen Professoren und Studenten das Gebäude; der Lehrbetrieb kam zum Erliegen. Anfangs mit der Reformbewegung des Jan Hus sympathisierend, schwenkte Wenzel nach dessen Hinrichtung als Ketzer 1415 um und erließ mehrere Edikte gegen die Hussiten.

Am 30. Juli 1419 kam es in der Prager Neustadt deshalb zum Aufruhr. Ein Hussitenhaufe stürmte das Rathaus, warf den Bürgermeister und mehrere königstreue Ratsherren aus dem Fenster, die vom wütenden Pöbel mit Spießen und Heugabeln aufgefangen wurden. Wenzel war über diese Vorfälle so entsetzt, dass ihn ein Schlaganfall traf, an dem er am 16. August 1419 starb. Mit seiner Person verkörperte er den Tiefpunkt des deutschen Königtums.

Johanna von Bayern (1362–1386)

Reiseroute Johannas zu Wenzel im Jahre 1370

Johanna von Bayern (* 1362 vermutlich in Den Haag; † 31. Dezember 1386 in Prag) war die zweitälteste Tochter Herzog Albrechts I. von Straubing-Holland. Sie heiratete 1370 im Alter von acht Jahren den späteren böhmischen König und römisch-deutschen König Wenzel von Luxemburg, der damals neun Jahre alt war.

Johanna reiste am 23. August 1370 gemeinsam mit ihren Eltern von Den Haag über Rotterdam, Köln, Mainz undWürzburg nach Nürnberg. Als Geschenke führten sie Räucheraale und Salzheringe mit. Am 18. September wurde Johanna in Nürnberg den Vertretern des böhmischen Königs und römisch-deutschen Kaisers Karl IV. übergeben.

Während ihre Eltern sich auf den Weg in ihre niederbayerische Residenz Straubing machten, wurde Johanna nach Prag gebracht. Nachdem Karl am 21. September in Marseille einen päpstlichen Dispens wegen der engen Verwandtschaft der Eheleute erreicht hatte, fand acht Tage später ein symbolisches Beilager statt. Tatsächlich vollzogen wurde die Ehe schließlich 1376 in Prag. Sie hielt bis zum Tod Johannas am 31. Dezember 1386, blieb aber wie die andere Ehe Wenzels kinderlos. Johanna starb an den Folgen eines Angriffs eines Jagdhundes ihres Mannes und wurde im Zisterzienserkloster Königsaal bei Prag beigesetzt.

Wenzel heiratete am 2. Mai 1389 Johannas Nichte 2. Grades Sophie von Bayern.

Literatur [Bearbeiten]

§                     Dorit-Maria Krenn, Joachim Wild: „Fürste in der Ferne“. Das Herzogtum Niederbayern-Straubing-Holland 1353–1425. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2003, ISBN 3-927233-86-2, S. 15, 47 (Hefte zur bayerischen Geschichte und Kultur, Band 28).

§                     Edmund von Oefele: Albrecht I., Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Baiern. In: Allgemeine Deutsche Biographie(ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 230 f.

Sophie von Bayern

Dieser Artikel behandelt die Ehefrau König Wenzels von Böhmen. Ebenfalls so genannt wurde Sophie Friederike von Bayern.

 

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Sophie Euphemia von Bayern (tschechisch Žofie Bavorská; * 1376; † 1425 in Preßburg) aus der Münchner Linie des Hauses Wittelsbach war die zweite Ehefrau desböhmischen Königs Wenzel IV.

Sophie war die einzige Tochter Herzog Johanns II. von Bayern-München und seiner Ehefrau Katharina von Görz. Sie wuchs bei dessen älterem Bruder Friedrich von Bayern-Landshut auf der Burg Trausnitz auf. 1388 nahm Friedrich, der ebenso wie der bis 1400 auch als römischer König amtierende Wenzel gern jagte, seine Nichte nach Prag mit. Die Hochzeit zwischen der zwölfjährigen Sophie und dem fünfzehn Jahre älteren, nach dem Tod ihrer Verwandten Johanna von Bayern verwitweten König fand am 2. Mai 1389 in Prag statt.

Wohl auch, weil diese Ehe wie die zwischen Wenzel und Johanna zuvor kinderlos blieb, wurde Sophie erst elf Jahre später, am 15. März 1400, zur Königin von Böhmen gekrönt. Ihr Ehemann, der König, nahm an der Krönung nicht teil. Sophie hielt sich oft in den Ländereien auf, die sie als Mitgift erhalten hatte. Seit 1402 hing sie den Lehren des Predigers Jan Hus an, die sie auch bei Hof lange verteidigte. 1419, nach Wenzels Tod, warf ihr Papst Martin V. deshalb sogar Ketzerei vor.

Ebenfalls 1419 wurde Sophie von König Sigismund, einem Halbbruder ihres verstorbenen Mannes, zur Regentin Böhmens ernannt, in dem mittlerweile die Hussitenkriege tobten. Nachdem sie vergeblich versucht hatte, einen Landfrieden zu erzielen, verzichtete sie jedoch auf dieses Amt. Sigismund wurde zum König von Böhmen gekrönt, Sophie zog sich nach Pressburg zurück. Dort starb sie am 26. September 1425. Sophie von Bayern wurde im Pressburger Martinsdom bestattet.

Der Legende zufolge war der spätere Brückenheilige Johannes Nepomuk 1393 Sophies Beichtvater. Angeblich wurde Nepomuk nicht deswegen gefoltert und von der von ihrem Schwiegervater Karl IV. errichteten Karlsbrücke in die Moldau gestürzt, weil er sich gegen Wenzels Kirchenpolitik gewandt hatte, sondern weil er sich geweigert hatte, dasBeichtgeheimnis zu brechen und dem König mitzuteilen, was dessen Ehefrau Sophie ihm gebeichtet hatte. Johannes Nepomuk wurde 1721 selig- und 1729 heiliggesprochen. Er gilt heute als Schutzpatron Böhmens und Bayerns.

 

Vorgängerin

Amt

Nachfolgerin

Johanna von Bayern

Königin von Böhmen
1389–1419

Barbara von Cilli

Normdaten: PND: 137989024 | Wikipedia-Personeninfo

Kategorien: 

·                     Königin (HRR)

·                     Königin (Böhmen)

·                     Wittelsbacher (Linie Bayern-München)

·                     Geboren 1376

·                     Gestorben 1425

·                     Frau

Wenzel (HRR)

König Wenzel. Illustration aus derWenzelsbibel, c.1398/1395

Wenzel von Luxemburg aus dem Geschlecht der Luxemburger, Beiname: der Faule (auch Wenzeslaus, tschechisch Václav; * 26. Februar 1361 in Nürnberg; † 16. August 1419 auf der Wenzelsburg, tschechisch Nový hrad u Kunratic, heute im Stadtgebiet von Prag), war seit seiner Krönung im Kindesalter 1363 bis zu seinem Tod 1419 als Wenzel IV. König von Böhmen und von 1376 bis zu seiner Absetzung 1400 römisch-deutscher König. Von 1373 bis 1378 war er zudem Kurfürst von Brandenburg; das Haus Luxemburg vereinte somit für den Fall einer Königswahl zwei Kurstimmen, die böhmische und die brandenburgische, auf sich. Er war mit Johanna von Bayernund Sophie von Bayern verheiratet; beide Ehen blieben kinderlos.

Inhaltsverzeichnis

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·                     1 Leben

o                                        1.1 Wahl und erste Regierungsjahre

o                                        1.2 Machtkämpfe innerhalb der Familie

o                                        1.3 1400 – Abwahl

o                                        1.4 König ohne Krone – die letzten Jahre

·                     2 Bewertung

·                     3 Literatur

·                     4 Weblinks

·                     5 Einzelnachweise

Leben [Bearbeiten]

Wahl und erste Regierungsjahre [Bearbeiten]

Wenzel war der älteste Sohn Kaiser Karls IV. aus dessen dritter Ehe mit Anna von Schweidnitz. Er war seit frühester Kindheit als Haupterbe vorgesehen. Karl ließ ihm Siegel anfertigen und brachte ihm bereits als Kleinkind bei, sich als wahrer Herrscher zu verhalten. Als Erzieher dienten ihm Ernst von Pardubitz, später Johann Očko von Wlašim, die ihn zu einem zwar gebildeten, aber unselbständigen und unschlüssigen Menschen heranzogen. Schon 1363 wurde Wenzel zum König von Böhmen gekrönt. Er wurde auch noch zu Lebzeiten seines Vaters am 10. Juni 1376 in Frankfurt am Main zum Rex Romanorum gewählt und vom Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden am 6. Juli 1376 gekrönt. Nach dem Tod seines Vaters trat Wenzel 1378 dessen Nachfolge als König des Heiligen Römischen Reichs an.

Reise der ersten Ehefrau Wenzels nach Prag 1370

In den Auseinandersetzungen mit der Kirche (Abendländisches Schisma), wobei er wie schon sein Vater Papst Urban VI. als rechtmäßigen Pontifex anerkannte, und den Reichsstädtebünden hatte er keine glückliche Hand. Es kam zu Kampfhandlungen mit einem süddeutschen Städtebund, als er die schwäbischen Landvogteien den Habsburgern übertragen wollte. Wenzel kümmerte sich fast gar nicht um die Reichsangelegenheiten. Er kam erst 1383 nach Nürnberg, doch wollte der Städtebund den von ihm verordneten Landfrieden, der auch erstmals die Einteilung des Reiches in Kreise vorsah, nicht anerkennen, da dies dessen Auflösung bedeutet hätte. Mit demLandfrieden von Eger stellte er sich auf die Seite der Fürsten, aber gegen die städtischen Bünde. Was ihm in Böhmen einigermaßen gelang, nämlich die Ordnung aufrechtzuerhalten, misslang ihm in Deutschland. Zudem nahm Wenzels Verhalten mehr und mehr despotische Züge an. Zu der allgemeinen Unzufriedenheit trugen auch seine unfähigen Berater bei. Nachdem Wenzel sich zudem mit niederem Adel und bürgerlichen Beratern umgab, formierte sich auch in Böhmen der Widerstand des Adels, der von der Unfähigkeit Wenzels und seiner Brutalität genug hatte, die auch in der Folterung und Ermordung des Prager Generalvikars Johann von Nepomuk, des verhassten Beichtvaters seiner Frau, zum Ausdruck kam.[1]

Machtkämpfe innerhalb der Familie [Bearbeiten]

Schließlich brachen auch innerhalb der Luxemburger-Dynastie Machtkämpfe aus, angefacht durch seinen Cousin Jobst von Mähren. Am 8. Mai 1384 wurde Wenzel von den Vertretern des Adels in Königshof gefangen genommen. Den König setzte man in Prag fest und Jobst übernahm die Verwaltung. Gleichzeitig bemühte sich Wenzels jüngerer Bruder, Johann von Görlitz, um dessen Befreiung. Wenzel wurde daraufhin auf die Burg Wildberg inOberösterreich verlegt. Es kam zu erfolgreichen Verhandlungen über die Freilassung des Regenten, allerdings mit für ihn harten Bedingungen, die Wenzel später jedoch nicht einhielt. Nach seiner Rückkehr musste er sich verpflichten, die Rebellen, darunter Kaspar und Guandar von Starnberg, Heinrich III. von Rosenberg, Heinrich III. von Neuhaus und andere böhmische Adelige, die am Aufstand teilgenommen hatten, nicht zu bestrafen.

1394 lud Jobst von Mähren führende Mitglieder des böhmischen Adels nach Prag ein, darunter Heinrich von Rosenberg auf Krumau, Heinrich der Ältere von Neuhaus, Brenek von Fels und Schwihau, Otto der Ältere von Bergow, Heinrich Berka von Duba auf Hohenstein, Wilhelm von Landstein, Jan Michalec z Michalovic a na Mladé Boleslavi, Boček II. von Podiebrad und Boresch IX. von Riesenburg der Jüngere. Am 5. Mai 1394 veröffentlichten sie eine gemeinsame Erklärung für ein Vorgehen zum Wohle des tschechischen Volkes und gegen den König.

Im April überfielen Boresch von Riesenberg und Bohuslav von Schwanberg mit weiteren Herren die Burg Toužim und nahmen Propst Georg fest, den Boresch anschließend auf derBurg Riesenburg festhielt. Der König reagierte wutentbrannt auf diesen Affront und befahl dem Prager Burggrafen Otto von Berg, ein Heer zusammenzustellen und die Aufständischen zu bestrafen. Otto folgte, zog jedoch mit den Soldaten nicht gegen die Rebellen, sondern gegen den König selbst. Während seiner Rückkehr von seiner Burg Žebrákwurde Wenzel gefangen genommen und im Weißen Turm auf der Prager Burg inhaftiert.

Wenzel wurde gezwungen, seinen Cousin, den Markgrafen Jobst, zum Hauptmann des böhmischen Königreichs zu ernennen. Ihm schlossen sich dann weitere böhmische Aristokraten an. Auf die Seite Wenzels schlug sich jedoch sein Bruder Johann von Görlitz, der in Kuttenberg eine Armee zusammenstellte. Die Rebellen zogen sich daraufhin mit dem König nach Südböhmen zurück. Zwischen beiden Lagern entbrannte ein erbitterter Krieg. Johann ließ die Höfe und Ländereien der Rosenberger plündern und besetzteBudweis. Am 30. Juni 1394 schloss man Frieden und Wenzel wurde wieder entlassen.

Der Frieden hielt nicht, und Ende 1394 trafen sich die Landesherren, diesmal in Alttabor wieder. Markgraf Jobst erhielt Unterstützung vom Meißner Markgrafen Wilhelm und dem von Verhandlungen mit seinem Bruder enttäuschten Johann von Görlitz. Die neue Koalition, an der sich diesmal auch Boresch VII. der Ältere beteiligte, traf sich mit dem König auf seiner Burg Žebrák. In den von den höheren Adeligen vorgelegten Forderungen sollten diese alle wichtigen Ämter erhalten und damit das Land kontrollieren und verwalten. Auch dieses Friedensabkommen hielt nicht lange. Wenzel inhaftierte den Markgrafen Jobst und Boček II. von Podiebrad; gegen andere, darunter auch die Riesenburger, sollte ein Heer aufgestellt werden, angeführt von Bořivoj ze Svinař.

1395 wurde Jobst entlassen und zu Verhandlungen zugelassen, dies jedoch auf Kosten des Königsbruders Johann von Görlitz. 1396 versuchte Wenzel, die Lage wieder in den Griff zu bekommen und bat seinen Bruder Sigismund um Hilfe. Durch dessen Vermittlung konnte am 2. April 1396 ein weiterer Frieden geschlossen werden, wiederum zu Gunsten der böhmischen Landesherren.

1397 verschärfte sich die Lage wieder, da der König neben den Mitgliedern des hohen Adels auch wieder seine Günstlinge im niederen Adel bei der Verteilung von Posten berücksichtigte. Der neu entstandenen Opposition unter der Führung des mährischen Markgrafen Prokop, die sich zum Ziel erklärte, gegebenenfalls die Günstlinge des Königs auch unter Anwendung von Gewalt zu beseitigen, schloss sich auch Boresch an. Verhandlungen fanden am 11. Juni 1397 auf der Burg Karlštejn statt. Die Interessen des abwesenden Königs vertrat Herzog Hanusch. Während der Verhandlungen ließen die Abtrünnigen des Königs die Ausgänge des Verhandlungssaales mit Bewaffneten besetzen und beriefen vier der königstreuen Berater in den Konferenzraum. Sobald diese eintraten, beschuldigte Hanusch den eingetroffenen Burchard Strnada z Janovic, ein Verräter zu sein, zog sein Schwert und durchbohrte ihn. Johann Michales von Michalowitz und Boresch von Riesenburg warfen sich auf die übriggebliebenen waffenlosen Räte und töteten sie. LediglichMarkolt z Vrutic gelang die Flucht, er starb jedoch kurz darauf an seinen schweren Verletzungen. Daraufhin begaben sich die Mörder zum König in Königshof und gestanden ihm die Tat. Wenzel nahm die Nachricht über den Tod seiner Anhänger apathisch auf. Einen Monat später bezichtigte er selbst seine ermordeten Räte des Verrats.

1400 – Abwahl [Bearbeiten]

Am 20. August 1400 wurde Wenzel als eynen unnüczen, versümelichen, unachtbaren entgleder und unwerdigen hanthaber des heiligen Romischen richs (hochdeutsch: unnützer, träger, unachtsamer Entgliederer und unwürdiger Inhaber des Heiligen Römischen Reiches)[2] von den Erzbischöfen von Mainz, Trier und Köln und Ruprecht, dem Pfalzgrafen bei Rhein, auf der Burg Lahneck in Oberlahnstein für abgesetzt erklärt. Ruprecht aus dem Hause Wittelsbach wurde am folgenden Tag in Rhens von den gleichen vier Kurfürsten zum König gewählt.

König ohne Krone – die letzten Jahre [Bearbeiten]

Auch in Böhmen regte sich aufs Neue die Opposition des hohen Adels, diesmal wieder mit dem Meißner Markgrafen Wilhelm, der jedoch nach dem Friedensvertrag von 1401 aus dem Land wieder abziehen musste. Auf Druck der Aristokraten berief Wenzel seinen Bruder Sigismund nach Böhmen, mit dem er in Königgrätz 1402 eine Vereinbarung traf, mit der er ihm faktisch die Verwaltung von Böhmen überließ und ihm die böhmische Krone nach seinem Tod versprach. Sigismund sollte ihm dafür zum Rückgewinn der Reichskrone verhelfen. Der ungarische König übernahm die Macht und besetzte nach und nach die Königsburgen, hatte jedoch mit dem Versprechen, das er seinem Bruder gegeben hatte, keine Eile.

Wenzel begehrte auf. Sein Bruder ließ ihn daraufhin am 6. März 1402 in Prag festnehmen. Johann von Bucca, Heinrich III. von Rosenberg, Ulrich von Neuhaus, Břeněk ze Skály undOtto von Berg wurden zu Landesverwaltern ernannt. Unter Begleitung Sigismunds wurde Wenzel zunächst nach Krumau und von dort auf die Burg Schaunberg bei Puppinggebracht. Nun stellten sich wieder einige der böhmische Landesherren, angeführt von Jobst von Mähren, auf seine Seite, da sie in Sigismund eine größere Gefahr sahen als in dem manipulierbaren Wenzel. Der Kampf zwischen den Böhmen und dem ungarischen König zog sich bis 1403 hin. Als dann Unruhen in Ungarn ausbrachen, wurde Sigismund gezwungen, Böhmen zu verlassen. Nach einer weiteren Internierung in Wien gelang Wenzel am 11. November 1403 die Flucht.

Böhmischer König blieb Wenzel bis zu seinem Tod, zumal er formal weiter auf sein Recht als römisch-deutscher König pochte. 1411 wurde der Bruder Wenzels, Sigismund, neuer römisch-deutscher König. Beide Brüder einigten sich, so dass Sigismund auch auf Wenzels Hausmacht hoffen konnte.

Im Jahre 1419 spitzte sich der Konflikt mit den Hussiten zu. Ende Juli 1419 gelang es ihnen, Prag in ihre Hand zu bekommen, wozu auch Wenzels immer mehr als tyrannisch empfundene Herrschaft beigetragen hat. Wenzel floh, doch starb er schon am 16. August desselben Jahres. Nach Wenzels Tod trat Sigismund auch dessen Nachfolge als böhmischer König an.

Bewertung [Bearbeiten]

In seinem persönlichen Charakter wird Wenzel als Paranoiker und als Tyrann beschrieben, der mit der Reitpeitsche um sich schlug, seine großen Hunde auf unliebsame Menschen in seiner Umgebung hetzte oder diese sogar aus fadenscheinigsten Gründen hinrichten ließ.[3] Er spielt auch eine Hauptrolle in der Geschichte von Johann von Nepomuk, den er angeblich deshalb in die Moldau hat werfen lassen, weil er ihm die Beichtgeheimnisse seiner Frau nicht habe preisgeben wollen. In Wahrheit ging es um politische Differenzen. Die meiste Zeit seiner Regierung soll Wenzel in einem Zimmer mit seinen Jagdhunden eingeschlossen verbracht haben.

Wenzel war vermutlich seit dem Tod seiner ersten Frau Alkoholiker; das wurde am 23. März 1398 zum öffentlichen Skandal, als der betrunkene König Wenzel nicht am Festmahl des französischen Königs Karl VI. in Reims teilnehmen konnte. Zweimal war Wenzel festgesetzt worden (1394 und noch einmal 1402–03, das letzte Mal unter Zutun seines Bruders Sigismund, der von Wenzel als Reichsvikar zu einem seiner Stellvertreter ernannt worden war). Wenzel, der sich nie ernsthaft um die Kaiserkrone bemühte (was sonst alle römisch-deutschen Könige des Spätmittelalters getan hatten) und sich nicht mit fähigeren Ratgebern umgab, als es noch Zeit gewesen wäre das Blatt zu wenden, bleibt eine Gestalt ohne sympathische Züge. Politisch muss man ihm vorwerfen, dass ihm trotz seiner Bildung und seiner Wissensneigung sowohl der Realitätssinn als auch das Gespür für die Politik fehlten, die noch seinen Vater ausgezeichnet hatten. Seine politischen Entscheidungen waren nicht voraussehbar. Die Lösung von Problemen verschob er meist oder reagierte unüberlegt und übereilt. Er verlor die weisen Ratgeber seines Vaters und umgab sich mit einem Hof, der sich meist aus Angehörigen der unteren Adelsschicht zusammensetzte, die umso ehrgeiziger und unnachgiebiger handelten. Im Land kam es dadurch zu immer neuen Konflikten, die nicht nur die politische sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung hemmten.

In Böhmen verstärkte die Unbeliebtheit Wenzels die Herausbildung eines tschechischen Nationalcharakters, der sich vor allem durch den Gegensatz zum Deutschen definierte.

Literatur [Bearbeiten]

§                     Marco Innocenti: Wenzel IV.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 1521–1531.

§                     Martin Kintzinger: Wenzel. In: Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519)(Bibliografie). S. 433–445, 594–595, Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4,

§                     Wilhelm Klare: Die Wahl Wenzels von Luxemburg zum römischen König 1376 (zugleich Dissertation an der Universität Münster 1989). Lit, Münster und Hamburg 1990, ISBN 3-88660-559-0.

§                     Theodor Lindner: Wenzel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 726–732.

§                     Heinz Rieder: Wenzel. Ein unwürdiger König. Zsolnay, Wien und Hamburg 1970 (ohne ISBN).

§                     Herbert Rosendorfer: Deutsche Geschichte. Teil 2: Von der Stauferzeit bis zu König Wenzel dem Faulen. Mit 7 Stammtafeln dtv 13152, München 2003, ISBN 978-3-423-13152-0.

Weblinks [Bearbeiten]

 Wikisource: Wenzel – Quellen und Volltexte

 Commons: Wenzel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

§                     Literatur von und über Wenzel (HRR) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise [Bearbeiten]

1.      Rosendorfer, Herbert: Deutsche Geschichte - ein Versuch, Vom Morgendämmern der Neuzeit bis zu den Bauernkriegen, S. 24

2.      Absetzungsurkunde Wenzels, abgedruckt in Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit / bearb. von Karl Zeumer, Seite 223-226, im Volltext bei Wikisource

3.      Rosendorfer, Herbert: Deutsche Geschichte - ein Versuch, Vom Morgendämmern der Neuzeit bis zu den Bauernkriegen, S. 23 f.

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·                     Geboren 1361

·                     Gestorben 1419

·                     Mann

 

 

 

 

 

1306 - 1307

Rudolf von Habsburg ∞ ...
 Elisabeth Richsa

 

Der Sohn des Deutschen Königs Albrecht I. rückte mit seinem Vater Albrecht nach der Ermodung Wenzel III. in Böhmen ein und wurde als König anerkannt. Durch die Heirat mit Richsa, der Schwiegermutter Wenzels II., erwarb er auch den polnischen Königstitel. Kurz darauf starb er.

1311 - 1346

Johann von Luxemburg „der Blinde“  Elisabeth von Böhmen
2. Beatrix von Bourbon

 

Die Stände wandten sich nun an den neuen Deutschen König Heinrich IX. aus dem Hause Luxemburg. Sie erreichten eine Eheschließung von Elisabeth, der Tochter Wenzels II. mit Johann von Luxemburg, dem Sohn Heinrichs. Johann wurde zum böhmischen König gewählt und bestätigt. Er konnte für Böhmen die Oberlausitz, das Egerland und ganz Schlesien gewinnen. Johann führte auch den Titel des Königs von Polen, auf den er im Jahre 1335 gegen die Bestätigung des Erwerbes von Schlesien verzichtete.
Der inzwischen erblindete König ließ sich nicht vom Kämpfen abhalten und fand in der Schlacht bei Crecy (hl. 
Johanna) den Tod.

1346 - 1378

Karl von Luxemburg ∞ Blanca von Valois
2. Anna von der Pfalz (Wittelsbach)
3. Anna von Schweidnitz
4. Elisabeth von Pommern

 

Karl, der Sohn Johanns, erreichte im Jahre 1344 die für immer Bestand behaltende Abtrennung des Prager Stuhls von der Mainzer Kirchenprovinz und die Erhebung Prags zum Erzbistum mit Olmütz und dem neugegründeten Bistum Leitomischl als Suffragane. Er erbaute die Burg Karlstein bei Prag, wo die Kronjuwelen aufbewahrt wurden. 1348 gründete er die Universität von Prag.
Die Stellung Böhmens im Reiche klärte er durch Verfassungspräzisierung und Kodifizierung von Gewohnheitsrecht.
Der König von Böhmen ist demnach Reichserzschenk und Kurfürst, seine Territorien unterliegen nicht dem Heimfallrecht! Die böhmischen Gerichte sind unabhängig, an Reichsgerichte kann nicht appelliert erden. Mähren, Schlesien, das Stift Olmütz und Troppau, sind Lehen der böhmischen Krone ohne Lehnsbindung ans Reich. Die „Corona Bohemiae“ wird als staatsrechtliches Prinzip betrachtet, der (im Idealfall) jeder Untertan persönlich verpflichtet sein soll. Hier erkennen wir die Tendenz zu einer inakzeptablen Auflösung der persönlichen Treueverhältnisse. Für die Zukunft von erheblicher Bedeutung ist die Festlegung, daß ein ständisches Königswahlrecht nur bei dem vollständigem Aussterben einer Dynastie besteht.

Der ungeheure kulturelle und materielle Aufstieg führte seiner Regierung führte zu religiösen Gegenbewegungen, die Karl seinerseits ebenso förderte, wie das traditionelle Kloster- und Ordneswesen.

1378 - 1419

König Wenzel (IV.) von Luxemburg ∞ Johanna von Niederbayern
2. Sophie von Bayern

 

Wenzel war einer der unfähigsten Herrscher und steht so in krassem Gegensatz zu seinem Vater. Wo immer man hinschaut hat er in eklatantem Maße versagt. Einen Konflikt mit dem Erzbischof löste er, indem er den Generalvikar Johannes von Nepomuk foltern und ertränken ließ. Dies war eines der schwersten Verbechen, die je ein christlicher Herrscher begangen hat. Doch damit nicht genurg, Wenzel förderte in erschütterndem Ausmaß den die Massen fanatisierenden ethnischen Haß gegen Juden und Deutsche. Im „Kuttenberger Dekret“ diskriminierte er die deutsche Hochschulnation, so daß diese nach Leipzig fliehen mußte, wo sie die noch heute bestehende Universität gründeten.
Wenzel gelang es als Deutscher König abgesetzt zu werden, was nicht einfach ist, denn es kam in 1.000 Jahren nur einmal vor. Auch als böhmischer König wurde Wenzel vom böhmischen Adel abgesetzt. Wenzel starb nach dem 1. Prager Fenstersturz, einer veritablen antikathoischen Revolution, an einem Schlaganfall.

1420 - 1436

Sigismund von Luxemburg

 

Sigismund war deutscher König, König von Ungarn, König von Böhmen, Markgraf von Brandenburg und Kaiser. In Böhmen hatte er mit den ultranationalistish-demokratischen Hussiten der verschiedensten Schattierungen bis hin zum fanatischen Bolschewismus zu kämpfen. Erst 1434 wurden die Fanatiker besiegt, allerdings im Wesentlichen von den gemäßigten Hussiten. Im Ergebnis wurden weite Teile des Kirchengutes säkularisirt, die Geistlichkeit aus dem Landtag verbannt und eine bis zum heutigen Tage andauernde Konfessionsspaltung besiegelt.

1438 - 1439

König Albrecht I. von Habsburg

 

Albrecht, der Schwiegersohn Sigismunds, war bereits Herzog von Österreich und Markgraf von Mähren, als er zum König von Böhmen gewählt wurde. Er starb an der Ruhr. Elisabeth gebar danach Ladislaus Posthumus.

1437

Ungarn.

1438

Böhmen. Kasimier Jagello teilweise Gegenkönig

1438

Wahl zum römischen König, keine Kaiserkrönung wg. +

1453 - 1457

Ladislaus Posthumus von Habsburg

 

 

Sohn Königs Albrecht II. Die böhmischen Stände erzwangen von Friedrich III. seine Herausgabe, Podiebrad regiert (in seinem Namen...) weiter in Prag.

1440/1445

In der Nacht der Geburt Ladislaus’ ließ seine Mutter die hl. Stefanskrone aus der Burg Visegrad an der Donau durch eine Hofdame entwenden, die das mit einem entwendeten Schlüssel bewerkstelligte (!!!). Die Hofdame brachte die Krone auf einem Donauschiff von Visegrad nach Komorn, wo der Neugeborene sofort gekrönt wurde. Am nächsten Tage reisten alle weiter nach Wien an den Hof des Onkels, Kaiser Friedrich III.

 

+ Giftmord? Läukemie?

1458 - 1471

Georg von Kunstadt und Podiebrad

 

1452

Georg von Podiebrad war Führer der Utarquisten im Hussittenkrieg. 1448 nahm er Prag ein und ließ sich als Landesverweser legalisieren.

Reichsverweser für den minderjährigen Ladislaus Posthumus, trat heimlich zum Katholizismus über

1466

gebannt

1471 - 1516

Ladislaus II. Jagellonczik, Jagellone

 

Ladislaus war der Sohn von Kasimir IV. von Polen. Vater Ludwigs II., erbte Böhmen von Posthumus, da er dessen Neffe war. Mußte allerdings das Nachfolgerecht der Habsburger bei Ausbleiben des männlichen Erben anerkennen.

1516 - 1526

Ludwig II., Jagellone

 

König Ludwig II., der Sohn Jagellonczyks ertrank auf der Flucht nach der Schlacht von Mohács.

1526 - 1564

Ferdinand I. von Habsburg

 

Kaiser Ferdinand I. - Bruder und Nachfolger Karls V. Gattin: Anna, Tochter von Jagiellonczyk, Kg. von Böhmen und Ungarn. Ab nun ununterbrochene Herrschaft der Habsburger in Böhmen bis heute.

1564 - 1576

Maximilian II. von Habsburg

33. Wenzel von Böhmen – Eine königliche

Skandalnummer

In der Stadt Reims wollte König Karl VI. von Frankreich am 24. März

1398 den deutschen König Wenzel empfangen. Beide Herrscher hatten

vereinbart, über die Beilegung der christlichen Kirchenspaltung zu beraten. Aber als die Herzöge von Berry und Bourbon zu Wenzel kamen, um

ihn zum Festbankett mit Karl VI. zu geleiten, mussten sie befremdet den

Rückzug antreten, da sie den König völlig betrunken vorfanden. Es war

nicht die einzige Blamage, welche Wenzel dem Ansehen des deutschen

Königtums zufügte.

Schon im Alter von zwei Jahren ließ Wenzels Vater, Kaiser Karl IV., ihn

1363 zum König von Böhmen krönen. Karl war ein kluger und diplomatischer Herrscher, der sich sehr bemühte, das immer stärker divergierende Deutsche Reich zusammenzuhalten. Allerdings begünstigte er

sein böhmisches Stammland in auffallender Weise und verlegte die kaiserliche Hauptresidenz nach Prag.

König Wetzel (rechts) und sein Vater Karl IV.

Nach dem Tod Karl IV. Ende 1378 übernahm der junge Wenzel die Regierung. Er verstand es zunächst geschickt, die rivalisierenden Fürsten,

Städtebünde und Ritterbruderschaften zu neutralisieren. Irgendwelche

Bestrebungen, die Kaiserkrone zu erlangen, unternahm er nie, was für88

einen römisch-deutschen König recht ungewöhnlich war und in den

vergangenen Jahrhunderten nie vorgekommen war. Lieber ging Wenzel

auf die Jagd. Er betrieb dies so leidenschaftlich, dass er Tag und Nacht

von einer Meute riesiger Jagdhunde umgeben war.

Am letzten Tag des Jahres 1386 geschah eine persönliche Katastrophe.

Einer der Jagdhunde fiel Wenzels Gemahlin Johanna von Bayern an und

biss sie zu Tode. Seit diesem Zeitpunkt veränderte sich Wenzels Wesen, er ergab sich hemmungslos dem Alkohol, wurde träge und bösartig.

Manchmal bekam er furchtbare Wutanfälle. 1393 zerstritt er sich mit

dem Prager Erzbischof, ließ einige seiner Berater verhaften und foltern,

wobei er selbst Hand anlegte. Der Generalvikar Johann von Pomuk wurde auf Wenzels Befehl an ein Holzkreuz gebunden und am 20. März

1393 in der Moldau ertränkt. Daraus entstand die Legende vom heiligen Nepomuk, der sterben musste, weil er das Beichtgeheimnis der

Königin nicht verraten wollte.

In der Folgezeit benahmWenzel sich wie ein unzurechnungsfähiger Despot. Seine Begleiter waren jetzt nicht nur die Hunde, sondern auch ein

Henker, den er vertraulich „Gevatter“ nannte. Er soll sogar einen Koch,

dessen Speise nicht gelungen schien, zur Strafe auf den Bratspieß gesteckt haben. Wahrscheinlich ist das nur ein Gerücht, es zeigt aber, dass

man dem König solche Untaten durchaus zutraute.

Das Deutsche Reich versank derweil in Anarchie. Mehrere Kurfürsten

taten sich deshalb zusammen und am 20. August 1400 wurde Wenzel

von Böhmen als „unnützer, träger, unachtsamer Entgliederer und unwürdiger Inhaber des Reiches“ für abgesetzt erklärt und stattdessen der

Pfalzgraf Ruprecht zum König gewählt.

Wenzel bekam daraufhin wieder einen Wutanfall und ließ große Töne

hören: „Ich will das rächen oder darum tot sein. Ruprecht soll so tief hinab, als er hoch auf den Stuhl gesetzt worden ist. Ich will ihn tot stechen

oder er muss mich tot stechen!“ Natürlich geschah nichts dergleichen.

Vielmehr wurde Wenzel 1402 von seinem eigenen Halbbruder Sigmund,

dem späteren Kaiser, gefangen genommen und 19 Monate zu Wien in

haftiert. 1403 bestätigte der Papst seine Absetzung als deutscher König.

Nach seiner Entlassung regierte Wenzel noch 16 Jahre in Böhmen – eigensinnig und despotisch, wie es seine Art war. 1409 beschnitt er die

Freiheiten der Prager Universität. Daraufhin verließen sämtliche deut-89

schen Professoren und Studenten das Gebäude; der Lehrbetrieb kam

zum Erliegen. Anfangs mit der Reformbewegung des Jan Hus sympathisierend, schwenkte Wenzel nach dessen Hinrichtung als Ketzer 1415 um

und erließ mehrere Edikte gegen die Hussiten.

Am 30. Juli 1419 kam es in der Prager Neustadt deshalb zum Aufruhr.

Ein Hussitenhaufen stürmte das Rathaus und warf den Bürgermeister

und mehrere königstreue Ratsherren aus dem Fenster, die vom wü-

tenden Pöbel mit Spießen und Heugabeln aufgefangen wurden. Wenzel

war über diese Vorfälle so entsetzt, dass ihn ein Schlaganfall traf, an dem

er am 16. August 1419 starb. Mit seiner Person verkörperte er den Tiefpunkt des deutschen Königtums.

34. Ein Hohenzoller bändigt die Raubr

 

schen Professoren und Studenten das Gebäude; der Lehrbetrieb kam

zum Erliegen. Anfangs mit der Reformbewegung des Jan Hus sympathisierend, schwenkte Wenzel nach dessen Hinrichtung als Ketzer 1415 um

und erließ mehrere Edikte gegen die Hussiten.

Am 30. Juli 1419 kam es in der Prager Neustadt deshalb zum Aufruhr.

Ein Hussitenhaufen stürmte das Rathaus und warf den Bürgermeister

und mehrere königstreue Ratsherren aus dem Fenster, die vom wü-

tenden Pöbel mit Spießen und Heugabeln aufgefangen wurden. Wenzel

war über diese Vorfälle so entsetzt, dass ihn ein Schlaganfall traf, an dem

er am 16. August 1419 starb. Mit seiner Person verkörperte er den Tiefpunkt des deutschen Königtums.

34. Ein Hohenzoller bändigt die Raubritter

Der 30. April 1415 bildete einen Höhepunkt des allgemeinen Konzils

zu Konstanz. Kaiser Sigmund begrüßte an diesem Tag in der BodenseeStadt den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg. Unter seiner Fahne

mit dem roten Adler empfing der Zoller die feierliche Belehnung mit

der Würde eines Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg sowie

den damit verbundenen Rang eines Reichserzkämmerers. Damit begann

der Aufstieg der Dynastie Hohenzollern, welcher 450 Jahre später in der

Ausrufung zum deutschen Kaiser kulminierte.

Die Mark Brandenburg stellte Anfang des 15. Jahrhundertseinen rechtsfreien Raum dar. Weil das einheimische Herrschergeschlecht ausgestorben war, hatte Kaiser Karl IV. das Land 1361 seinem Sohn Wenzel dem

 

Schon im Alter von zwei Jahren ließ Wenzels Vater, Kaiser Karl IV., ihn

1363 zum König von Böhmen krönen. Karl war ein kluger und diplomatischer Herrscher, der sich sehr bemühte, das immer stärker divergierende Deutsche Reich zusammenzuhalten. Allerdings begünstigte er

sein böhmisches Stammland in auffallender Weise und verlegte die kaiserliche Hauptresidenz nach Prag.

König Wetzel (rechts) und sein Vater Karl IV.

Nach dem Tod Karl IV. Ende 1378 übernahm der junge Wenzel die Regierung. Er verstand es zunächst geschickt, die rivalisierenden Fürsten,

Städtebünde und Ritterbruderschaften zu neutralisieren. Irgendwelche

Bestrebungen, die Kaiserkrone zu erlangen, unternahm er nie, was fü

Faulen und später dessen Cousin Jobst von Mähren übertragen. Beide

hielten sich stets außerhalb Brandenburgs auf und ließen der Anarchie

freien Lauf. Raubritter durchzogen das Land und brachten den Handel

fast zum Erliegen. Die Herzöge von Pommern überzogen viele wehrlose

Städte mit Krieg, der Erzbischof von Magdeburg ließ Rathenow plündern. Die Missstände erreichten einen Höhepunkt, als der berüchtigte

Ritter Dietrich von Quitzow im Herbst 1410 ohne Fehdeansage die

Stadt Berlin überfiel und teilweise in Brand steckte.

Nachdem Markgraf Jobst Anfang 1411 gestorben war, fiel Brandenburg

an den Kaiser Sigmund zurück. Ihm war klar, dass die Situation im Land

auf ein Chaos zusteuerte. Deshalb ernannte er am 8. Juli 1411 den Burg

 

einen römisch-deutschen König recht ungewöhnlich war und in den

vergangenen Jahrhunderten nie vorgekommen war. Lieber ging Wenzel

auf die Jagd. Er betrieb dies so leidenschaftlich, dass er Tag und Nacht

von einer Meute riesiger Jagdhunde umgeben war.

Am letzten Tag des Jahres 1386 geschah eine persönliche Katastrophe.

Einer der Jagdhunde fiel Wenzels Gemahlin Johanna von Bayern an und

biss sie zu Tode. Seit diesem Zeitpunkt veränderte sich Wenzels Wesen, er ergab sich hemmungslos dem Alkohol, wurde träge und bösartig.

Manchmal bekam er furchtbare Wutanfälle. 1393 zerstritt er sich mit

dem Prager Erzbischof, ließ einige seiner Berater verhaften und foltern,

wobei er selbst Hand anlegte. Der Generalvikar Johann von Pomuk wurde auf Wenzels Befehl an ein Holzkreuz gebunden und am 20. März

1393 in der Moldau ertränkt. Daraus entstand die Legende vom heiligen Nepomuk, der sterben musste, weil er das Beichtgeheimnis der

Königin nicht verraten wollte.

In der Folgezeit benahmWenzel sich wie ein unzurechnungsfähiger Despot. Seine Begleiter waren jetzt nicht nur die Hunde, sondern auch ein

Henker, den er vertraulich „Gevatter“ nannte. Er soll sogar einen Koch,

dessen Speise nicht gelungen schien, zur Strafe auf den Bratspieß gesteckt haben. Wahrscheinlich ist das nur ein Gerücht, es zeigt aber, dass

man dem König solche Untaten durchaus zutraute.

Das Deutsche Reich versank derweil in Anarchie. Mehrere Kurfürsten

taten sich deshalb zusammen und am 20. August 1400 wurde Wenzel

von Böhmen als „unnützer, träger, unachtsamer Entgliederer und unwürdiger Inhaber des Reiches“ für abgesetzt erklärt und stattdessen der

Pfalzgraf Ruprecht zum König gewählt.

Wenzel bekam daraufhin wieder einen Wutanfall und ließ große Töne

hören: „Ich will das rächen oder darum tot sein. Ruprecht soll so tief hinab, als er hoch auf den Stuhl gesetzt worden ist. Ich will ihn tot stechen

oder er muss mich tot stechen!“ Natürlich geschah nichts dergleichen.

Vielmehr wurde Wenzel 1402 von seinem eigenen Halbbruder Sigmund,

dem späteren Kaiser, gefangen genommen und 19 Monate zu Wien inhaftiert. 1403 bestätigte der Papst seine Absetzung als deutscher König.

Nach seiner Entlassung regierte Wenzel noch 16 Jahre in Böhmen – eigensinnig und despotisch, wie es seine Art war. 1409 beschnitt er die

Freiheiten der Prager Universität. Daraufhin verließen sämtliche deut

 

33. Wenzel von Böhmen – Eine königliche

Skandalnummer

In der Stadt Reims wollte König Karl VI. von Frankreich am 24. März

1398 den deutschen König Wenzel empfangen. Beide Herrscher hatten

vereinbart, über die Beilegung der christlichen Kirchenspaltung zu beraten. Aber als die Herzöge von Berry und Bourbon zu Wenzel kamen, um

ihn zum Festbankett mit Karl VI. zu geleiten, mussten sie befremdet den

Rückzug antreten, da sie den König völlig betrunken vorfanden. Es war

nicht die einzige Blamage, welche Wenzel dem Ansehen des deutschen

Königtums zufügte.

Schon im Alter von zwei Jahren ließ Wenzels Vater, Kaiser Karl IV., ihn

1363 zum König von Böhmen krönen. Karl war ein kluger und diplomatischer Herrscher, der sich sehr bemühte, das immer stärker divergierende Deutsche Reich zusammenzuhalten. Allerdings begünstigte er

sein böhmisches Stammland in auffallender Weise und verlegte die kaiserliche Hauptresidenz nach Prag.

König Wetzel (rechts) und sein Vater Karl IV.

Nach dem Tod Karl IV. Ende 1378 übernahm der junge Wenzel die Regierung. Er verstand es zunächst geschickt, die rivalisierenden Fürsten,

Städtebünde und Ritterbruderschaften zu neutralisieren. Irgendwelche

Bestrebungen, die Kaiserkrone zu erlangen, unternahm er nie, was fü

 

33. Wenzel von Böhmen – Eine königliche

Skandalnummer

In der Stadt Reims wollte König Karl VI. von Frankreich am 24. März

1398 den deutschen König Wenzel empfangen. Beide Herrscher hatten

vereinbart, über die Beilegung der christlichen Kirchenspaltung zu beraten. Aber als die Herzöge von Berry und Bourbon zu Wenzel kamen, um

ihn zum Festbankett mit Karl VI. zu geleiten, mussten sie befremdet den

Rückzug antreten, da sie den König völlig betrunken vorfanden. Es war

nicht die einzige Blamage, welche Wenzel dem Ansehen des deutschen

Königtums zufügte.

Schon im Alter von zwei Jahren ließ Wenzels Vater, Kaiser Karl IV., ihn

1363 zum König von Böhmen krönen. Karl war ein kluger und diplomatischer Herrscher, der sich sehr bemühte, das immer stärker divergierende Deutsche Reich zusammenzuhalten. Allerdings begünstigte er

sein böhmisches Stammland in auffallender Weise und verlegte die kaiserliche Hauptresidenz nach Prag.

König Wetzel (rechts) und sein Vater Karl IV.

Nach dem Tod Karl IV. Ende 1378 übernahm der junge Wenzel die Regierung. Er verstand es zunächst geschickt, die rivalisierenden Fürsten,

Städtebünde und Ritterbruderschaften zu neutralisieren. Irgendwelche

Bestrebungen, die Kaiserkrone zu erlangen, un

33. Wenzel von Böhmen – Eine königliche

Skandalnummer

In der Stadt Reims wollte König Karl VI. von Frankreich am 24. März

1398 den deutschen König Wenzel empfangen. Beide Herrscher hatten

vereinbart, über die Beilegung der christlichen Kirchenspaltung zu beraten. Aber als die Herzöge von Berry und Bourbon zu Wenzel kamen, um

ihn zum Festbankett mit Karl VI. zu geleiten, mussten sie befremdet den

Rückzug antreten, da sie den König völlig betrunken vorfanden. Es war

nicht die einzige Blamage, welche Wenzel dem Ansehen des deutschen

Königtums zufügte.

Schon im Alter von zwei Jahren ließ Wenzels Vater, Kaiser Karl IV., ihn

1363 zum König von Böhmen krönen. Karl war ein kluger und diplomatischer Herrscher, der sich sehr bemühte, das immer stärker divergierende Deutsche Reich zusammenzuhalten. Allerdings begünstigte er

sein böhmisches Stammland in auffallender Weise und verlegte die kaiserliche Hauptresidenz nach Prag.

König Wetzel (rechts) und sein Vater Karl IV.

Nach dem Tod Karl IV. Ende 1378 übernahm der junge Wenzel die Regierung. Er verstand es zunächst geschickt, die rivalisierenden Fürsten,

Städtebünde und Ritterbruderschaften zu neutralisieren. Irgendwelche

Bestrebungen, die Kaiserkrone zu erlangen, unternahm er nie, was füternahm er nie, was fü